Olivenöl: wie gesund und nützlich es ist
Olivenöl wird durch geschicktes Marketing besser dargestellt, als es tatsächlich ist.
Olivenöl war in der Küche unserer Großmütter und Mütter ein exotisches Öl, das erst in den letzten 20 Jahren einen festen Platz im Küchenschrank deutscher Haushalte eingenommen hat. Was ist dran am Olivenöl? Ist es besser als heimische Ölsorten und welches sollte ich kaufen?
Das flüssige Gold des Mittelmeerraumes
Dieses Öl wird aus Oliven gepresst, deren Bäume hauptsächlich im Mittelmeerraum, im nahen Osten, aber auch im südlichen Afrika wachsen. In den Ländern, in denen Olivenbäume wachsen, gehören Oliven und das daraus gewonnene Öl zum festen Speiseplan.
Es gibt nicht „den Olivenbaum“, denn es sind mehr als 1000 Sorten bekannt. Heute wird das meiste Olivenöl in Spanien produziert, weltweit werden etwa 90% der jährlichen Olivenernte für die Herstellung des Öls verwendet.
Qualitätsunterschiede
„Öl“ ist nicht immer „Öl“ und nicht jedes Olivenöl ist gleich! Grundsätzlich muss zwischen raffiniertem und unraffiniertem Olivenöl unterschieden werden.
Ersteres darf in der EU nicht direkt an Endverbraucher verkauft werden, es muss immer mit nativem Olivenöl vermischt werden, da es sonst völlig geschmacksneutral wäre.
Solche Öle sind höher erhitzbar und eignen sich daher gut zum Braten, Grillen und Backen. Im Handel werden solche Öle auch als „Bratöl“ verkauft.
In der EU sind acht Güteklassen klassifiziert, von denen aber nur vier an Verbraucher abgegeben werden dürfen. Diese heißen im absteigender Qualitätsgüte:
• Natives Olivenöl Extra
• Natives Olivenöl
• Olivenöl
• Oliventresteröl
Die ersten beiden Güteklassen werden kalt gepresst, wobei die Temperatur beim gesamten Vorgang 40 Grad nicht übersteigen darf. Dazu werden die Oliven zerkleinert und mit Wasser vermahlen.
Das Öl schwimmt dabei auf und wird im Dekanter und später mit einer Zentrifuge rein mechanisch vom Wasser getrennt. Dabei bleibt Restfruchtwasser und Trester übrig.
In der konventionellen Herstellung wird dann dieser Trester mit Lösungsmitteln behandelt, um auch Restölmengen noch zu gewinnen. In der Herstellung von biologisch erzeugtem Olivenöl ist dieser Schritt untersagt.
Wenn du gutes Öl für die Zubereitung von Salaten und anderen kalten Speisen kaufen möchtest, wähle natives Olivenöl – mit oder ohne „Extra“. Besonders hochwertiges Olivenöl ist „kalt gepresst“, nämlich bei Temperaturen unter 27°C extrahiert.
Ein „kalt gepresstes, natives Olivenöl extra“ aus kontrolliert biologischem Anbau ist also die höchste Qualitätsstufe, die du kaufen kannst – und solltest!
Wie gesund ist Olivenöl
Was mit den italienischen Gastarbeitern ins Land kam, war vielen Hausfrauen und Köchen zunächst fremd. Weil der Olivenölmarkt immer mehr von sehr großen Industriekonzernen beherrscht wird, wurde das neue und fremdartige Öl immer mehr beworben, um den Absatz auch außerhalb des Mittelmeerraumes zu steigern.
Olivenöl hat sich dadurch als „gesund“ in den Köpfen der Menschen etabliert und wird im Rahmen der „Mittelmeerdiät“ sogar empfohlen!
Doch es zählen die „inneren Werte“ des Olivenöls – und da schneidet es leider wesentlich schlechter ab als heimische Öle, die durch das Olivenöl aus Mutters Küchenschrank verdrängt wurden und nur noch selten in deutschen Küchen zu finden sind.
Denn entscheidend ist nicht nur die Aufnahme essentieller Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen durch unsere Nahrung, sondern auch, dass das Verhältnis dieser Fettsäuren untereinander optimal ist.
Je höher der Anteil an Omega3 Fettsäuren und je geringer der Anteil an Omega6 Fettsäuren, desto optimaler ist das Öl. Mehr als 1:5 sollte das Verhältnis von Omega3 zu Omega6 nicht sein, um das Herz-Kreislauf-Risiko gering zu halten.
Das durch gutes Marketing hoch gepriesene „gesunde Olivenöl“ kommt dabei mit 1:11 überraschend schlecht weg: es hat ein ungünstiges Verhältnis dieser beiden Fettsäuren. Es liegt also ganz bestimmt nicht an diesem Öl, dass die „Mittelmeerdiät“ gesund ist!
„Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ sollte man sich auch beim Thema Öle fragen: den höchsten Gehalt an Omega3 hat das heimische Leinöl (1:4)!
Wer den intensiven Geschmack nicht mag, kann auch Rapsöl (1:2) (oder Walnussöl (1:6) oder Sojaöl (1:7)) verwenden, die in ihren Fettsäureverhältnissen wesentlich gesünder sind als das weit verbreitete Sonnenblumenöl (1:122 !!!), Maiskeimöl (1:54) oder Erdnussöl (1:32) – Öle, die gerne in der Gastronomie verwendet werden, da sie billig und hoch erhitzbar sind.
Olivenöl ist somit nicht gesund, sondern nur lecker! Nicht jedes Öl schmeckt gleich! Es lohnt sich, verschiedene hochwertige Öle zu probieren und als Genussmittel in Maßen und nicht gesundheitsförderndes Allerheilmittel in Massen zu verzehren!