Chemiewaffen vor den deutschen Küsten. Diese Horrorszenario ist höchst real! Das bedeutet für Sie: Einmal Senfgas-Scholle mit Bratkartoffeln oder den Arsen-Dorsch mit Senfsauce, frisch aus der Ostsee. Oder aus der Nordsee. Wie fühlen Sie sich bei diesem Gedanken?

1,6 Millionen Tonnen Chemiewaffen in deutschen Gewässern!

Wer lieber nicht darüber nachdenken möchte, der übersieht die Gefahren, die jedes Jahr steigen und ein weiteres Relikt aus den Zeiten der beiden Weltkriege sind. Denn in deutschen Gewässern vor den Küsten, in der Nordsee und in der Ostsee, befinden sich noch geschätzte 1,6 Millionen Tonnen (!) hochgefährlicher Munition aus den beiden Weltkriegen – rund 300.000 Tonnen in der Ostsee und rund 1,3 Millionen Tonnen in der Nordsee! Selbst auf offiziellen deutschen Seekarten! Dort finden sich in diesem Zusammenhang über 30 ausgedehnte Flächen direkt in Küstennähe mit einem entsprechenden Hinweis auf Munition. Das Ergebnis ist beängstigend, wie unabhängige Experten bestätigen: „Das Risiko, mit Kampfstoffen belasteten Fisch auf den Teller zu bekommen, wird in naher Zukunft zunehmen – es ist schon heute nicht gleich Null“, sagt etwa der renommierte Fachmann Dr. Stefan Nehring nach einer Untersuchung der Problematik.

Auch Strandspaziergänger sind HOCH gefährdet!

Und die Gefahr von verseuchtem Fisch ist nicht die einzige Gefahr, die von Massen an Weltkriegsmunition ausgeht. Weltkriegsmunition, die in unseren Gewässern vor sich hin rosten und als tickende Zeitbombe auf den Meeresböden lauern. Auch Touristen auf Bernsteinsuche etwa sind bereits jetzt schon hoch gefährdet. Das wurde durch Medienberichte in letzter Zeit immer wieder deutlich: Phosphor-Klumpen sehen dem beliebten Bernstein zum Verwechseln ähnlich. Sie werden bereits jetzt immer wieder angeschwemmt und von Bernsteinliebhabern arglos eingesteckt. Die Brocken aus den Brandbomben entzünden sich dann in der Hose oder in der Tasche. Sie haben schon schlimmste Verbrennungen bei Urlaubern hervorgerufen. Noch schlimmer: Das Problem geht nicht von selbst wieder weg. Denn Phosphor ist im Wasser unserer Meere praktisch unbegrenzt haltbar!

Und zudem sprechen wir hier nicht über ein paar Bomben, wie sie auch immer wieder an Land bei Baumaßnahmen geortet und dann entschärft werden. In Nord- und Ostsee und in den Meeren dieser Welt liegt das Problem ganz anders!

Das tödliche Geheimnis „Chemiewaffen“ – Eine Zeitbombe?

Denn die zwischen 1917 und 1970 versenkten Millionen Chemiewaffen galten lange als streng gehütetes Militägeheimnis. Folglich hat sich auch niemand ernsthaft und im großen Stil um das Problem gekümmert. Von Ansätzen für eine Lösung ganz zu schweigen! Erst ein Dokumentarfilm auf arte brachte der breiten Öffentlichkeit das Problem ins Bewusstsein. Ein Problem, dass die Natur verseucht und Fischer, Küstenbewohner und Touristen gleichermaßen aufs Gefährlichste bedroht. Zwar gibt es in einigen Ländern mittlerweile erste Bestrebungen, die Gefahr zu beseitigen, aber wirklich ernsthafte Fortschritte hat es noch nicht gegeben. Die Zeitbombe tickt weiter! Das Problem fängt bei mangelnden Aufzeichnungen an und hört beim Thema Geld nicht auf.

Bei seinen Recherchen stieß Filmemacher Nicolas Koutsikas auf viele weitere immense Probleme, angefangen von tiefem Schweigen in Frankreich über die militärische Geheimhaltung bis hin zu der Tatsache, dass es bereits Veränderungen am Erbgut von Fischen in der Adria und der Ostsee gegeben hat.

Fische und Schalentiere werden durch Chemiewaffen belastet!

Sie denken gerade an Ihren letzten Urlaub an der Ostsee? Und wie schön der war? Und wie gut der Fisch geschmeckt hat? Das ist mir beim Schreiben dieses Artikels auch genau so passiert. Es hat einen üblen Nachgeschmack hinterlassen. Wie sollen wir dem Problem begegnen, wenn noch nicht einmal alle Lagerstätten bekannt sind? Geschweige denn der Zustand der dort herumliegenden Munition – denn die wurde einfach schiffladungsweise ins Meer gekippt, weil nach den Weltkriegen niemand sich für die Folgen interessierte und alle froh waren, die teuflischen Überreste los zu sein – so schnell wie möglich.

Und zu den Chemiewaffen kommen noch die Folgen des kalten Krieges zwischen Ost und West im Gefolge des Zweiten Weltkrieges – in Form von Atommüll, der natürlich auch wieder in Nord- und Ostsee weggekippt wurde. Fische und Fischer müssen aus diesem Grund heute auch bereits mit Mutationen leben. Die sind offenkundig auf eine Verseuchung mit Plutonium zurückzuführen. Die Atomwaffen-Fässer rosten also bereits oder waren erst gar nicht dicht.

Das möchte man auch von den dafür damals Verantwortlichen sagen, wenn diese Sache nicht so tödlich ernst wäre. Sie geht uns alle an, aber es scheint, als habe niemand etwas aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Wir hinterlassen der nachfolgenden Generation ein furchtbares Erbe – wenn wir es nicht bereits selbst auf den Teller bekommen. Die Zeitbomben in der Nord- und Ostsee müssen dringend entschärft werden. Aber viel zu wenige Länder unternehmen überhaupt etwas und wenn, dann nicht genug. Es scheint eher die Tendenz zu geben, das Problem zu verdrängen und alles lieber so zu lassen, wie es ist.

Leben mit der Umwelt – oder sterben ohne sie

Dabei ist das genau das, was schon lange nicht mehr funktioniert. Schon gar nicht bei verseuchter Munition auf dem Meeresgrund, die sich sicher nicht von selbst und ohne gravierende Schäden für Umwelt und Mensch auflösen wird. Die Indianer Nordamerikas haben uns schon vielfach und mit großem Ernst nahegelegt, unser Verhalten im Bezug auf unsere Umwelt zu verändern, so auch in diesem Fall, denn sogar in Kanada wüten die Weltkriegs-Hinterlassenschaften und tragen zur Zerstörung unseres Lebensraumes bei. Dabei müssen wir alles tun, um unsere Umwelt zu schützen und die Grundvoraussetzung dafür ist ein gewandeltes Verständnis, wie es sich mittlerweile langsam durchzusetzen scheint – hoffentlich nicht zu spät. Ein indianischer Ureinwohner formulierte es in diesem Zusammenhang so: „Es ist so leicht, die Beziehung zur Natur zu verlieren. Wir müssen uns ihr wieder zuwenden und demütig bekennen, dass wir nicht über ihr stehen.“

Denn mit der Natur und unserer Umwelt leben wir – oder wir sterben mit ihr. Die Munitionshüllen jedenfalls sind bald schon durchgerostet – Zeit zu handeln!